fbpx

Degenerative rheumatische Erkrankungen

Bei der Arthrose kommt es zum langsamen und fortschreitenden Abbau des Gelenksknorpels, die bis zur kompletten Zerstörung führen kann, und wo dann Knochen auf Knochen reibt.

Die Arthrose ist die häufigste Gelenkserkrankung und kann jedes Gelenk befallen. Von den großen Gelenken sind am häufigsten die Knie- und Hüftgelenke betroffen. Im Bereich der Hände sind sehr häufig die Daumengrundgelenke (= Rhizarthrose), die Fingermittelgelenke (= Bouchardarthrosen) sowie die Fingerendgelenke (= Heberdenarthrosen) betroffen. Fingerpolyarthrosen finden sich häufiger bei Frauen, während bei Arthrosen der großen Gelenke im früheren Alter eher Männer betroffen sind.

 

Ursache:

Insbesondere bei Fingerpolyarthrosen wie auch der Arthrose der Kniegelenke (= Gonarthrose) scheint eine genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. Weiters können Überbelastungen durch Übergewicht, schwere körperliche Belastungen (berufsbedingt, gewisse Sportarten) sowie Verletzungen die Entstehung von Arthrosen begünstigen. Kommt es bei primär entzündlichen Gelenkserkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis, periphere Arthritis bei Spondyloarthritiden) durch wiederholte Gelenksergüsse zu Schädigungen des Gelenksknorpels, so kann in Folge ebenso eine Arthrose entstehen, man spricht dann von sekundären Arthrosen.

 

Symptome:

Zu Beginn zeigen sich vor allem „Anlaufschmerzen“ nach Ruhephasen, dann auch Belastungsschmerzen, bei fortgeschrittener Arthrose kann sich ein Dauerschmerz bei Bewegungs- und Ruhephasen entwickeln. Es kommt zu stechenden Schmerzen und dem Gefühl der Steifigkeit, in weiterer Folge zeigen sich auch Bewegungseinschränkungen der betroffenen Gelenke. Schmerzbedingte Schonhaltungen können zu Muskelschwäche führen und die Beweglichkeit weiter einschränken. Bei höhergradiger Arthrose können auch überwärmte und geschwollene Gelenke auftreten, man spricht dann von aktivierten Arthrosen (am häufigsten bei Fingerarthrosen und Gonarthrosen).

 

Diagnose:

Im Gelenksstatus zeigen sich Bewegungseinschränkungen der Gelenke, oft auch Druckschmerz und Bewegungsschmerz, bei vorangeschrittener Arthrose finden sich auch Fehlstellungen und knöcherne Auftreibungen der Gelenke (insbesondere im Bereich der Finger- und Kniegelenke). In der Bildgebung (Röntgen, Ultraschall) finden sich dann entsprechend Gelenksspaltverschmälerungen und typische knöcherne Veränderungen in den korrespondierenden Gelenksflächen als Ausdruck des bereits vorangeschrittenen Knorpelabbaus.

 

Therapie:

DMARD-Therapien (= disease modifying anti rheumatic drugs), die bei entzündlich rheumatischen Gelenkserkrankungen sehr erfolgreich eingesetzt werden, haben bei Arthrosen keine Wirksamkeit gezeigt. Bis dato gibt es keine spezifische medikamentöse Therapie, die in den Abbauprozeß eingreift, um so einen Stopp oder eine Verlangsamung zu erreichen.

Somit können an medikamentöser Therapie nur Schmerzmedikamente wie NSAR (= nicht steroidale Antirheumatika), Paracetamol oder Metamizol eingesetzt werden.

Bei aktivierten Arthrosen kann Kortison als lokale intraartikuläre Injektion oder kurzfristig als Bolustheraphie oral eingenommen hilfreich sein.

Hochgradig arthrotisch veränderte Gelenke bedürfen oftmals einer operativen Lösung mittels Gelenksersatz.



Weitere Empfehlungen:

  • Regelmäßige Bewegung ohne Überbelastung der Gelenke
  • Heilgymnastik unter Anleitung einer Physiotherapeutin (Erhalt der Beweglichkeit, Kräftigung der Muskulatur)
  • Ergotherapie (Fingerübungen, Hilfsmittelberatung)
  • Lokale physikalische Therapien und Aquagymnastik
  • Gewichtsreduktion

 

Rückenschmerzen – sowohl akut aufgetretene wie auch chronische Beschwerden – sind die häufigste Ursache, warum Patienten medizinische Versorgungseinrichtungen wie Ordinationen (Allgemeinmediziner, Orthopäde, Rheumatologe, Neurologe), Notaufnahmen oder Ambulanzen aufsuchen.

 

Symptome:

Bei akuten Beschwerden können oft auslösende Ursachen (Drehbewegungen, Heben, Bücken) zu stechenden und sehr heftigen Schmerzen vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule führen. Schmerzbedingt kommt es auch zu lokalen Verhärtungen der Muskulatur, die die Symptomatik verstärken und schmerzbedingt auch zu einer deutlichen Bewegungseinschränkung führen. Ausstrahlende Schmerzen und auch wechselnde Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühl) können Hinweis für eine Nervenwurzelreizung sein.

 

Bestehen die Beschwerden vor allem im Bereich der Halswirbelsäule, so werden sie oft auch als Cervikalsyndrom bezeichnet. Dabei kann es bei Involvierung der oberen Halswirbelsäule zu Schwindelattacken und Kopfschmerzen kommen, bei „unterem“ Cervikalsyndrom zeigen sich ausstrahlende Schmerzen bis in die Hände, die auch morgens nach dem Aufwachen als diffus aufgequollene Hände bemerkt werden.

 

Akute Schmerzen können nach wenigen Tagen wieder Abklingen, aber auch wiederholt auftreten.

Bei anhaltenden Beschwerden über drei Monaten spricht man von chronischen Rückenschmerzen, dabei können die Schmerzsymptome in ihrer Stärke variieren.

 

Ursache:

Häufige Ursache sind Muskelverspannungen (Fehlhaltungen, Muskelverlust durch zu wenig Bewegung, Überbelastung, Fehlbelastung). Mit zunehmendem Alter kommt es dann auch zu degenerativen Veränderungen im Sinne von Bandscheibenabnützungen, degenerativen Wirbelkörperveränderungen und Arthrosen im Bereich der kleinen Wirbelgelenke. Akute und sehr heftige Schmerzen, im speziellen mit Ausstrahlung in die Beine und auch Sensiblitätstörungen oder motorischer Schwäche, können Hinweis für einen Diskusprolaps (= Bandscheibenvorfall) mit Reizung einer Nervenwurzel sein.

 

Diagnose:

Bei anhaltenden Rückenschmerzen sollte zur weiteren Abklärung eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Meist wird zuerst ein Röntgen der Wirbelsäule veranlasst.

Bei akuten und anhaltenden neurologischen Symptomen wie Taubheitsgefühl, Muskelschwäche oder auch Lähmungserscheinungen sollte umgehend eine ärztliche Begutachtung erfolgen. Zur weiteren Abklärung ist dann zumeist eine Magnettomographie (= MRT) der betroffenen Region notwendig.

 

Therapie:

NSAR, Mexalen, Novalgin und Muskelrelaxantien können als Schmerztherapie bei akuten Symptomen eingesetzt werden. Bei Nervenwurzelreizungen können lokale Infiltrationen hilfreich sein. Bei chronischen, starken Rückenschmerzen kann oft auch der Einsatz von Morphinen notwendig sein.

 

Begleitend sollte immer Heilgymnastik unter Anleitung von Physiotherapeuten und ergotherapeutische Beratung (Rückenschule) erfolgen.

 

Lokale physikalische Therapien (Massagen, Ultraschall, Elektrotherapie) sollten angepasst an die jeweilige Schmerzsymptomatik und den Krankheitsverlauf (akut oder chronisches Geschehen) erfolgen.

 

Schmerzhafter Reizzustand der Sehnenansätze der Unterarmmuskulatur, die ihren Muskelursprung oberhalb des Ellbogengelenkes an der äußeren und inneren Seite des Oberarmes haben. Man spricht daher auch von Ansatztendinopathien (= Sehnenansatzerkrankungen), umgangssprachlich wird die Sehnenreizung am äußeren Epicondylus des Oberarmes als „Tennisellbogen“, am inneren Epicondylus als „Golferellbogen“ bezeichnet.

 

Ursache:

Überbeanspruchung der Unterarmmuskulatur, mögliche Auslöser dafür können neben den erwähnten Sportarten auch einseitige Beanspruchung (Computertastatur/Maus) und Fehlhaltungen sein. Durch die Überbelastung kommt es zu kleinsten Mikrorissen im Bereich der Sehnenansätze, die dann zu einer Entzündung führen.

 

Symptome:

  • Umschriebener Druckschmerz im Bereich des Sehnenansatzes und Bewegungsschmerz bei Betätigung des betroffenen Muskels
  • ausstrahlende Schmerzen bis in Hand, Unter- oder Oberarm
  • Kraftverlust der betroffenen Hand
  • bei starker Reizung kann es auch zu lokalen Schwellungen oder Rötung im Bereich des betroffenen Sehnenansatzes kommen

 

Diagnose:

Typische Symptomatik in der klinischen Untersuchung, bei anhaltenden, therapieresistenten Fällen kann eine MRT oder Sonographie des Gelenkes zur weiteren Abklärung oder Differenzierung anderer Ursachen notwendig werden.

 

Therapie:

  • im akuten Zustandsbild lokale Kryotherapie und Entlastung/Schonung
  • Medikamentöse Schmerztherapie mit NSAR
  • lokale Infiltrationen mit Betäubungsmitteln
  • physikalische Therapie (Reizstrom, Ultraschall, Stosswelle)
  • Langfristig sollte eine Analyse hinsichtlich auslösender Überbelastungen erfolgen (Anpassung des Arbeitsplatzes, Techniktraining bei Sport als Auslöser)

Unterteilung in:

  • oberer (= dorsaler) und
  • unterer (= plantarer) Fersensporn.

Beim unteren Fersensporn kommt es zu einem knöchernen Anbau am Plantarsehnenansatz im unteren Bereich des Fersenbeins.

Beim oberen Fersensporn zeigt sich der knöcherne Anbau am Ansatz der Achillessehne hinten am Fersenbein.

Der plantare Fersensporn tritt häufiger auf.

 

Ursache:

Der obere Fersensporn ist eine Reaktion auf eine dauerhafte Überbelastung des Achillessehnenansatzes:

  • Hohlfuß
  • verkürzte und untrainierte Wadenmuskulatur
  • falsche Schuhe

Der untere Fersensporn ist eine Entzündung der an der Fußsohle verlaufenden Plantarsehnenplatte (Plantarfasziitis). Er entsteht meist durch wiederholte, kleinste Verletzungen am Sehnenansatz der Plantarfaszie am Fersenbein:

  • Längere Fehlbelastungen durch zu hartes, unflexibles Schuhwerk
  • Übergewicht
  • überdurchschnittliche Körpergröße
  • Laufsportler

Symptome:

Unterer Fersensporn:

Stechende Schmerzen beim Stehen und Gehen.

 

Der obere Fersensporn verursacht eher selten Beschwerden:

In Schuhen mit hoher, enger oder harter Fersenkappe, Druckschmerz hinten am Fersenbein, Rötung und Schwellung im Bereich des Achillessehnenansatzes.

 

Diagnose:

Klinische Untersuchung und ausführliche Anamnese hinsichtlich auslösender Ursachen, bildgebende Diagnostik mit Röntgen und Ultraschall, bei unterem Fersensporn eventuell auch MRT (für die genaue Darstellung des Krankheitsstadiums).

 

Therapie:

Oberer Fersensporn:

  • Versorgung mit orthopädischen Einlagen zur Stützung des Fußgewölbes und Fersenpolstern
  • physikalische Therapie (Kälte, Elektrotherapie, Iontophorese, Stoßwelle, Ultraschall)
  • Physiotherapie

Operativer Eingriffe nur bei Versagen der konservativen Therapien und anhaltender starker Schmerzsymptomatik oder ausgeprägter Fußdeformität (Haglundferse).

 

Unterer Fersensporn:

Zuerst beginnend mit konservativen Maßnahmen:

  • Schuheinlagen,
  • Physiotherapie
  • physikalische Therapie mit lokaler Kälteanwendung, Iontophorese
  • lokale Infiltration von Anästhetika/Botox
  • Stoßwellentherapie

Bei therapieresistenten und bereits über 6 Monate anhaltenden Beschwerden können minimalinvasive Operationen in Betracht gezogen werden.

 

Wertvolle Infos:

Therapie und Diagnostik bei ausgeprägten Beschwerden in spezialisierten Zentren für Fußorthopädie.

Fibromyalgiesyndrom (= FMS):

 

Ursache:

Die genauen Ursachen sind bis heute nicht bekannt.

Am ehesten wird von einer funktionellen Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn ausgegangen, wodurch es zu einer verminderten Schmerzhemmung zum Rückenmark kommt, die zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit und Ausbreitung der Schmerzen führt. Betroffene Patienten zeigen im Vergleich zu Gesunden eine stärkere Aktivierung der Schmerzzentren im Gehirn und reagieren somit verstärkt auf Schmerzreize. Neben einer erblichen Komponente werden auch körperliche (Übergewicht, mangelnde körperliche Aktivität), psychische (Depressionen) und soziale Faktoren (Gewalt und Missbrauchserfahrungen) als begünstigend für die Entwicklung eines FMS angesehen.

 

Symptome:

Chronische, großflächige Schmerzen in mehreren Körperregionen, häufig sind Rücken, Arme und Beine betroffen, in linker und rechter Körperseite sowie auch in Oberkörper und unteren Extremitäten bestehend.

 

Neben den ausgedehnten Schmerzarealen finden sich auch zusätzlich

  • funktionelle (z.B. Muskelkrämpfe und Faszikulationen)
  • vegetative (z.B. Palpitationen, Mundtrockenheit, Schwitzen, Reizdarm und -blase)
  • kognitive (Konzentrationsschwäche, Leistungsminderung, Vergesslichkeit)
  • psychisch Symptome (depressive Verstimmung, Ängstlichkeit).

Frauen sind deutlich häufiger betroffen.

 

 

Diagnose:

Die Diagnose wird aufgrund der Klinik und der erhobenen Anamnese gestellt, die früher herangezogenen Tenderpoints wurden durch die oben erwähnten Schmerzareale ersetzt. Die Symptome sollen mindestens seit drei Monaten bestehen. Es finden sich keine Laborveränderungen oder strukturelle Veränderungen. Apparative Diagnostik zum Ausschluß anderer Ursachen der Symptome kann in Einzelfällen notwendig sein.

 

Therapie:

Es gibt keine spezifische Therapie, die üblichen medikamentösen Schmerztherapien inklusive Kortison zeigen keine Wirkung, fallweise kann ein Therapieversuch mit Tramadol hilfreich sein. Psychopharmaka können sowohl zur Behandlung der psychischen Begleiterkrankung wie auch zur Schmerzdistanzierung versucht werden.

 

Wertvolle Infos:

  • Bei individuell sehr unterschiedlichen Verläufen sollte ein entsprechend angepasstes, multimodales Behandlungskonzept angestrebt werden.
  • Ein zentrales Thema ist die Patientenschulung, um die Ressourcen der Patienten zu stärken (Empowerment) und sie im Selbstmanagement zu unterstützen.
  • Begleitend sollte mit physiotherapeutischer Unterstützung ein Muskelaufbau- und Ausdauertraining erfolgen.
  • Psychologische Beratung und Therapie (z.B. Verhaltenstherapie) ist eine weitere wichtige Säule in der Behandlung des FMS.

Quellenangabe Krankeitsbilder:
Erstellt November 2023 vom Ärzte-Team der 2. Medizinischen Abteilung – Klinik Hietzing – Zentrum für Diagnostik und Therapie rheumatischer Erkrankungen. Literatur bei den Verfassern.

 

Das Team der ÖRL bedankt sich für die freundliche Unterstützung und der guten Zusammenarbeit, beim gesamte Ärzte-Team der 2. Medizinischen Abteilung, Klinik Hietzing, Wolkersbergenstraße 1, 1130 Wien.